Bürgerstiftung Lautertal
Infos zum Felsenmeer

Die Entstehung des Felsenmeeres

Jeder spricht von „dem Felsenmeer“ dabei gibt oder gab es im Felsberg bei Lautertal insgesamt achtzehn der mächtigen Blockströme. Einige sind jedoch heute verschwunden – die Steine wurden abgebaut und zu Treppen, Sockeln und Grabsteinen verarbeitet, doch das ist schon eine Weile her: bis zu 800 Steinhauer waren zu Beginn des letzten Jahrhunderts hier tätig.

Der Hauptstrom steht heute unter Denkmalschutz, die restlichen Felsenmeere, wie der gesamte Felsberg unter Naturschutz. Deshalb wird man heutzutage vergeblich nach emsigem Steinhauer-Handwerk suchen: der Felsberg wird ausschließlich von Freizeit-Gästen bevölkert.

Doch erst in der jüngsten Vergangenheit hat sich die Geräuschkulisse im Felsberg vom Hämmern und Sprengen hin zu fröhlichem Kinderlachen gewandelt. Noch bis Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es Steinhauerbetriebe, die hier arbeiteten. Der Felsberg bot ein sehr begehrtes Gestein, das oftmals irrtümlich als Granit bezeichnet wird, das sogar als Felsberg-Granit berühmt war. Doch eigentlich handelt es sich bei diesem Hartgestein nicht um Granit, sondern um Melaquarzdiorit. Er ist zwar dem Granit sehr ähnlich, hat aber andere Spalteigenschaften. Er spaltet polygonal, das heißt in schrägem Winkel, während Granit rechtwinklig spaltet. Dies ist ein für die Steinhauer sehr bedeutsamer Umstand, war aber offensichtlich den alten Römern, die zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert im Felsberg arbeiteten, noch unbekannt – nur so erklären sich die zahlreichen liegengelassenen Werkstücke.

Obwohl der Odenwald schon zu den älteren Gebirgen gehört, nahm er seine jetzige Form erst vor etwa 60 Millionen Jahren an. Zu dieser Zeit, die von Geologen auch als Tertiär oder Erdneuzeit bezeichnet wird, brach der Rheingraben auf einer Länge von etwa 300 km ein, rechts und links davon blieben zwei große Gebirgsschollen stehen: auf der Westseite der Pfälzer Wald und auf der Ostseite Odenwald und Schwarzwald.

Die Odenwaldscholle scheint sich beim Grabeneinbruch sogar noch etwas weiter gehoben zu haben, so dass das ganze Gebirge von West nach Ost abfällt. Die steilsten Hänge findet man an der Kante zur Bergstraße von Eberstadt bis Heidelberg mit einer Unterbrechung zwischen Auerbach und Heppenheim. Dazwischen, sozusagen in der zweiten Reihe, erhebt sich der Felsberg mit 514 Metern Höhe, gleich hinter dem Melikbokus mit 517 m und dem Auerbacher Schloss mit 346 m.

Viel interessanter als die Frage, wie der Felsberg selbst entstanden ist, ist aber wie die Felsenmeere gebildet wurden. Natürlich darf man glauben, dass sie das Ergebnis von Wutausbrüchen Steine werfender Riesen sind. Jeder, der einmal vor den gigantischen Blockströmen steht, gerät wohl in Staunen und Fantasieren. Die Geologen haben allerdings eine andere Erklärung. Als sich die Mittelgebirge im Karbon auffalteten und von glutflüssiger Magma durchzogen und angeschmolzen wurden, entstanden kompakte Gesteinsmassen von vielen Kubikkilometern Größe. In diesen Blöcken, die in einer Tiefe von mehreren Tausend Metern lagen, hatte sich unter dem Druck der auf ihnen lastenden Gesteine verschiedene Kristalle gebildet. Denn jedes der darin enthaltenen Mineralien bevorzugt seine eigene Formbildung, die dem Block eine Struktur gibt. Und dies Struktur ist später noch von großer Bedeutung.

Denn auf die heiße Vulkan-Zeit des Karbon folgten Jahrmillionen ,in denen Wind und Wasser auf die gigantischen Steinblöcke einwirkten. Schließlich wurde so auch unser Odenwald zu einer sanften Hügellandschaft – vorher muss man sich die Gegend eher so vorstellen, wie die Alpen heute aussehen. Hinzu kamen Kräfte im Innern der Erde, die immer wieder abgetragene Gebirgsreste an die Oberfläche hoben, so dass sie von Wind und Wetter weiter bearbeitet werden konnten.

Schließlich war das schützende Oberflächengestein zerstört, und die Riesenblöcke aus der Tiefe lagen bloß. Hier kommt die Kristallstruktur der darin enthaltenen Mineralien zum Einsatz. Die verschiedenen Kristalle ordnen sich nämlich in bestimmten Richtungen, so dass Fugen und Risse die scheinbar kompakte Gesteinsmasse durchziehen. Wasser und Frost haben hier eine gute Angriffsfläche: das Wasser dringt in die Fugen ein, und bei klirrendem Frost konnte es den Stein zersprengen. Der Felsberg-Granit – so hart und fest er auch dem Sprichwort nach ist – blieb von dieser Jahrmillionen andauernden Zerstörung nicht verschont. Auch heute noch dauert dieser Vorgang an.

Aufgrund der besonderen Zusammensetzung des „Felsbergranits“ entstanden so die typischen runden Felsen, die an ein Geröllfeld erinnern. Tatsächlich aber sind sie noch von Gletschermassen hierher gerollt worden, sondern erhielten ihre heutige Gestalt an Ort und Stelle. Natürlich bildeten sich durch die Verwitterung größere Rinnen aus, in die Felsbrocken dann hineinkullerten, bis sie als langgezogene Felsenmeere zu liegen kamen. Aber anders als die Schotterflächen der Endmoränen, die vom Gletscher über weite Strecken transportiert wurden, verwitterten sie hier, wo sie heute noch liegen.

Zuerst witterte aus dem Felsberggranit der Glimmer heraus und ließ einen groben Verbund zurück, der hauptsächlich aus Quarz bestand. Dieser konnte leicht vom Wasser ausgewaschen werden. Die übrigbleibenden harten Gesteinsbrocken rundeten sich mit der Zeit, alle scharfen Kanten wurden von Wind und Wasser abgetragen, bis ein Fels zurückblieb, der einem prall gefüllten Sack ähnelt. Deshalb nennen Geologen diese Form der Verwitterung auch „Wollsackverwitterung“. Sie setzt sich von oben nach unten fort, indem durch die oben immer breiter werdenden Zwischenräume mehr Wasser in die Tiefe vordringen und auch dort den Quarzgrus fortwaschen kann. Schließlich sacken die nun einzeln aufeinander liegenden Blöcke zusammen, rutschen noch ein bisschen in die Rinne hinein und die Entstehung des Felsenmeeres ist fertig.
Auszug aus: Abenteuer Felsberg, Marieta Hiller zu beziehen bei HGR GbR für 7,50 €
E-Mail: mh@kieselbart.de

Weitere Spannende Informationen zur Entstehung des Felsenmeer erhalten Sie auch auf der Website der Felsenmeerkobolden.

 

 

 


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